S07E02: Wie wählen wir unsere Personal Projects aus? (#68)

Worum geht's in dieser Folge? Wir haben heute Episode 2 der 7. Staffel, in der ich ja den Versuch unternehme, das Buch für euch aufzubereiten und euch die interessanten und inspirierenden Dinge mitzugeben, die ich beim Lesen gelernt habe - damit ihr das Buch nicht auch lesen müsst. Ich bin im Buch mittlerweile bis Seite 61 gekommen, und in dieser Folge möchte ich mit euch etwas besprechen, das in zwei Absätzen auf den Seiten 54 und 55 angesprochen wird und das ich für eine der spannendsten Fragen rund um Personal Projects überhaupt halte. Nämlich: Wie wählen wir unsere Personal Projects überhaupt aus? Wie schafft es ein Personal Project überhaupt, bei uns sozusagen „auf den Schirm“ zu gelangen? Wie wählen wir aus, mit welchen Personal Projects wir uns gerade heute oder morgen oder in dieser Woche beschäftigen wollen? Das heißt, wie treffen wir eigentlich die Auswahl, mit welchen ganz konkreten Personal Projects wir uns beschäftigen wollen oder müssen aus der großen Menge der möglichen Personal Projects, mit denen wir uns beschäftigen KÖNNTEN. Und auf diese Frage möchte ich in dieser Folge zuerst eine wissenschaftliche Antwort geben und dann eine praktische Antwort aus meinem eigenen Leben. Die wissenschaftliche Antwort Okay, also zuerst die wissenschaftliche Sicht: Wie wählen wir unsere Personal Projects aus? Das ist eine Frage, die auch Brian Little und seine Kollegen bei der Erforschung von Personal Projects beschäftigt hat. Er hat eine ziemlich ausgefeilte Methodik entwickelt, wie man Personal Projects analysieren kann, und die nennt er (praktischerweise) „Personal Projects Analysis“. Über die Personal Projects Analysis spreche ich mal in einer anderen Folge genauer, das ist wirklich sehr interessant. Für heute reicht uns dazu folgende Überlegung: Stell dir vor, du bist ein Wissenschaftler und möchtest die Personal Projects einer Person erforschen. Dann stellt sich gleich zu Beginn deiner Forschung schon die grundsätzliche Frage: Ja, WELCHE der Personal Projects dieser Person soll ich denn genauer erforschen? Alle? Das wird wohl nicht gehen, das sind ja viel zu viele. Also besser auf ein paar Personal Projects konzentrieren. Aber auf wie viele. Und vor allem: Auf welche? Wie kann ich auswählen, welche Personal Projects wichtig sind und welche nicht? Das ist, finde ich, eine ganz spannende Frage, die uns ja auch im Alltag beschäftigt: Welche Personal Projects sind wichtig und welche nicht? Wie wir dieses Problem im Alltag angehen, dazu sage ich später mehr. Jetzt verrate ich dir aber mal, wie Brian Little dieses Dilemma bei seinen Forschungen gelöst hat.  Er macht das folgendermaßen: Zuerst bekommt jeder Teilnehmer, der an so einer Personal Projects Analysis teilnimmt, 10 - 15 Minuten Zeit. In der Zeit soll der Teilnehmer alle Personal Projects aufschreiben, die ihm einfallen. Einfach alles, was ihm gerade durch den Kopf schwirrt. Dann, im Anschluss, wird der Teilnehmer aufgefordert, aus dieser Liste 10 Projekte auszuwählen, die der Teilnehmer gerade für besonders wichtig oder typisch in seinem Leben hält. Das heißt, Brian Little gibt überhaupt keine genaueren Kriterien vor, was genau unter „wichtig“ oder „typisch“ zu verstehen ist. Er überlässt vollkommen den Teilnehmern die Bewertung und die Auswahl. Er arbeitet einfach mit den Projekten weiter, die die TEILNEHMER gerade für wichtig oder typisch oder beides halten.  Das mag auf den ersten Blick ein bisschen willkürlich und unwissenschaftlich aussehen, aber dahinter steckt eine ganz, ganz spannende Überlegung. Und zwar folgende: Brian Little geht davon aus, das
Worum geht's in dieser Folge?
Wir haben heute Episode 2 der 7. Staffel, in der ich ja den Versuch unternehme, das Buch für euch aufzubereiten und euch die interessanten und inspirierenden Dinge mitzugeben, die ich beim Lesen gelernt habe - damit ihr das Buch nicht auch lesen müsst.
Ich bin im Buch mittlerweile bis Seite 61 gekommen, und in dieser Folge möchte ich mit euch etwas besprechen, das in zwei Absätzen auf den Seiten 54 und 55 angesprochen wird und das ich für eine der spannendsten Fragen rund um Personal Projects überhaupt halte. Nämlich: Wie wählen wir unsere Personal Projects überhaupt aus? Wie schafft es ein Personal Project überhaupt, bei uns sozusagen „auf den Schirm“ zu gelangen? Wie wählen wir aus, mit welchen Personal Projects wir uns gerade heute oder morgen oder in dieser Woche beschäftigen wollen? Das heißt, wie treffen wir eigentlich die Auswahl, mit welchen ganz konkreten Personal Projects wir uns beschäftigen wollen oder müssen aus der großen Menge der möglichen Personal Projects, mit denen wir uns beschäftigen KÖNNTEN. 
Und auf diese Frage möchte ich in dieser Folge zuerst eine wissenschaftliche Antwort geben und dann eine praktische Antwort aus meinem eigenen Leben. 
Die wissenschaftliche Antwort
Okay, also zuerst die wissenschaftliche Sicht: Wie wählen wir unsere Personal Projects aus? Das ist eine Frage, die auch Brian Little und seine Kollegen bei der Erforschung von Personal Projects beschäftigt hat. Er hat eine ziemlich ausgefeilte Methodik entwickelt, wie man Personal Projects analysieren kann, und die nennt er (praktischerweise) „Personal Projects Analysis“. Über die Personal Projects Analysis spreche ich mal in einer anderen Folge genauer, das ist wirklich sehr interessant. Für heute reicht uns dazu folgende Überlegung: Stell dir vor, du bist ein Wissenschaftler und möchtest die Personal Projects einer Person erforschen. Dann stellt sich gleich zu Beginn deiner Forschung schon die grundsätzliche Frage: Ja, WELCHE der Personal Projects dieser Person soll ich denn genauer erforschen? Alle? Das wird wohl nicht gehen, das sind ja viel zu viele. Also besser auf ein paar Personal Projects konzentrieren. Aber auf wie viele. Und vor allem: Auf welche? Wie kann ich auswählen, welche Personal Projects wichtig sind und welche nicht?
Das ist, finde ich, eine ganz spannende Frage, die uns ja auch im Alltag beschäftigt: Welche Personal Projects sind wichtig und welche nicht? Wie wir dieses Problem im Alltag angehen, dazu sage ich später mehr. Jetzt verrate ich dir aber mal, wie Brian Little dieses Dilemma bei seinen Forschungen gelöst hat.  
Er macht das folgendermaßen: Zuerst bekommt jeder Teilnehmer, der an so einer Personal Projects Analysis teilnimmt, 10 - 15 Minuten Zeit. In der Zeit soll der Teilnehmer alle Personal Projects aufschreiben, die ihm einfallen. Einfach alles, was ihm gerade durch den Kopf schwirrt. Dann, im Anschluss, wird der Teilnehmer aufgefordert, aus dieser Liste 10 Projekte auszuwählen, die der Teilnehmer gerade für besonders wichtig oder typisch in seinem Leben hält. 
Das heißt, Brian Little gibt überhaupt keine genaueren Kriterien vor, was genau unter „wichtig“ oder „typisch“ zu verstehen ist. Er überlässt vollkommen den Teilnehmern die Bewertung und die Auswahl. Er arbeitet einfach mit den Projekten weiter, die die TEILNEHMER gerade für wichtig oder typisch oder beides halten.  
Das mag auf den ersten Blick ein bisschen willkürlich und unwissenschaftlich aussehen, aber dahinter steckt eine ganz, ganz spannende Überlegung. Und zwar folgende: Brian Little geht davon aus, dass jeder von uns der Experte seiner eigenen Personal Projects ist. Kein anderer Mensch der Welt kennt deine Personal Projects so gut wie du - auch kein Wissenschaftler. Das heißt, niemand auf der Welt kann besser entscheiden als du selbst, welche deiner Personal Projects gerade wichtig sind. Nur du kannst das einschätzen, und dafür gibt es auch keine wissenschaftlichen Kriterien. Deshalb versucht er erst gar nicht, irgendwelche Entscheidungsbäume oder Entscheidungskriterien aufzustellen, was ein Personal Project jetzt „wichtig“ macht und was nicht. Weil es keinen Sinn hat, weil jeder von uns seine ganz eigenen Maßstäbe davon hat, was wichtig ist und was nicht. Und da jeder von uns der Experte für sich selbst ist, kann Brian Little als Forscher auf dieses Expertenurteil vertrauen. Es bleibt ihm auch, ehrlich gesagt, gar nichts anderes übrig, weil diese Auswahlmethode vielleicht nicht perfekt ist, aber immer noch um Längen besser als jede andere. 
George Kelly
Die Idee, dass wir Menschen Experten für uns selbst sind, stammt übrigens von George Kelly. Kelly geht davon aus, dass jeder von uns quasi wie ein Forscher durch sein eigenes Leben geht und Hypothesen darüber aufstellt, wie die Welt funktioniert, was wichtig ist im Leben, wofür es sich zu arbeiten lohnt und so weiter. Diese Hypothesen nennt Kelly „Personal Constructs“, und diese Hypothesen überprüfen wir unser Leben lang. Wen diese Idee genauer interessiert, ich habe in der 2. Staffel des Podcasts eine ganze Episode über Personal Constructs gemacht, nämlich Episode 6. Ein ganz spannendes Konzept, mit dem sich viel von dem erklären lässt, was wir in unserem Leben so tun oder nicht tun. 
Okay, Zwischenfazit: Wenn wir uns die Frage stellen: Wie sollen wir unsere Personal Projects auswählen?, dann ist erstmal die Antwort von Seiten der Personal Projects Forschung folgende: Welche Projekte du auswählen sollst, das weiß kein Mensch der Welt besser als du selbst. DU bist der Experte, und daher bist DU der einzige Mensch der Welt, der die richtige Auswahl treffen kann. 
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich hat dieser Gedanke, dass ich - und nur ich - der Experte meiner Personal Projects bin, ziemlich stark beeindruckt. Nämlich vor dem Hintergrund, dass wir uns ja oft wünschen würden, es gäbe da jemanden, der uns sagen würde, was wir tun sollen und was nicht. Irgend eine Instanz, die klar definieren würde, was wichtig ist in unserem Leben und was nicht. Irgendwelche Entscheidungskriterien, die uns helfen zu entscheiden, dass dieses eine Personal Project wichtiger ist als jenes andere.  
Aber das spielt es eben nicht. Wir selbst müssen diese Entscheidungskriterien entwickeln, und das dadurch, dass wir zu Er-Forschern von uns selbst werden und zu Experten darin, wie wir ticken. 
Und wie das in der Praxis bei mir ausschaut, dazu gleich mehr. 
Meine persönliche Antwort
Okay, also wir haben bisher gesagt: Wie du die Personal Projects auswählst, die für dich im Moment wichtig sind, das liegt allein an dir. Weil nämlich: DU bist der Experte für dich selbst, und du hast daher das allerbeste Wissen, um diese Entscheidung für dich zu treffen. 
So weit, so gut. Aber was bedeutet das für den Alltag unseres Projekts Leben? Wie setze ich das konkret um? 
Mich hat diese Frage erst vorgestern wieder beschäftigt. Ich habe mir vorgestern nämlich ein paar Stunden Zeit genommen und meine Personal Projects festgelegt, auf die ich mich in den nächsten Monaten konzentrieren will. Ich hab das ja schon öfters gesagt, ich habe für mich so ca. 300 Personal Projects identifiziert, und die Herausforderung war nun: Auf welche 20 oder 30 fokussiere ich mich in den nächsten Wochen? 
Ich bin bei der Auswahl auch irgendwie so vorgegangen wie ein Teilnehmer bei einer Personal Projects Analysis: Ich habe einfach intuitiv entschieden, in dem Vertrauen, dass ich schon irgendwie weiß, was wichtig ist und was nicht. Und so machen wir es ja auch im Alltag, ständig: Wir überlegen meist nicht lang hin und her sondern wissen intuitiv, was heute wichtig ist und was nicht, was heute zu tun ist und was morgen. So managen wir unser Leben jeden Tag, und das klappt im Großen und Ganzen ganz gut. 
Mit einer Einschränkung: In Wahrheit sind wir Menschen ganz, ganz schlecht darin einzuschätzen, was gut und wichtig für uns ist und was nicht. Nämlich genauer gesagt: Was LANGFRISTIG gut und wichtig für uns wäre. Wir Menschen tun uns ganz schwer dabei, HEUTE Personal Projects umzusetzen, die IRGENDWANN SPÄTER dann einen großen Nutzen haben werden. Beispiele dafür gibt es wie Sand am Meer. Denk an die Vorsorgeuntersuchung beim Arzt: Das wäre eigentlich ein Personal Project, das ganz wichtig wäre, weil wir uns in der Zukunft damit sehr unangenehme Personal Projects ersparen könnten. Also ein sehr wichtiges Projekt, langfristig gesehen. Aber, Hand auf’s Herz: Wann warst du bei der letzten Vorsorgeuntersuchung? Und hast du schon einen Termin für die nächste? Eben. 
Oder Stichwort Pensionsvorsorge. Oder Stichwort Chips beim Fernsehen. Wir Menschen wählen gerne das, was uns kurzfristig Spaß macht und vernachlässigen den langfristigen Schaden, den wir damit anrichten. 
Und deshalb habe ich diesmal ein bisschen genauer hingeschaut und wie ein Forscher das Forschungsobjekt „Günter“ ein bisschen genauer untersucht. Nämlich mit der Frage: Nach welchen Kriterien wählt denn Günter seine Personal Projects aus? Was sind es denn für Dinge, die ein Personal Project für Günter „wichtig“ machen.  
 Und da habe ich etwas ziemlich Interessantes festgestellt: Es sind im Grunde vier Kriterien, die ein Personal Project FÜR MICH (ich betone, für mich) wichtig machen: 
  1. Gefahr: Wenn Gefahr in Verzug ist, wenn ich Angst vor etwas habe, wenn ich mich bedroht fühle, dann wird ein Personal Project wichtig. Aktuelles Beispiel: Ich werde ab Oktober erstmals eine Lehrveranstaltung an einer Fachhochschule halten. Die Angst davor, das zu verkacken, lässt dieses Projekt für mich wichtig werden. 
  2. Commitment, also wenn ich jemandem im Wort bin. Wenn ich jemandem, der mir wichtig ist, zugesagt habe, dass ich ein Personal Project machen werde, dann ist es auch wichtig für mich. Aktuelles Beispiel: Dieser Podcast. Ich habe gesagt, ich werde die 7. Staffel des Podcasts ab September on air bringen - und deshalb mache ich es auch. Weil ich es zugesagt habe, und weil es mir wichtig ist das einzuhalten, was ich verspreche. 
  3. Spaß. Auf meiner Liste der Projekte für die nächsten Wochen stehen einige Projekte, die mir einfach Spaß machen. Die ich deshalb machen will, weil ich sie einfach machen WILL. Beispiel: Kochen. Das ist mir wichtig, weil ich mich drauf freue. 
  4. Sinn. Ein paar Projekte auf meiner Liste stehen deswegen dort, weil sie für mich wichtig sind in dem Sinn, dass sie für mich Sinn-voll sind. Das betrifft vor allem berufliche Projekte, und das sind meist auch langfristige Projekte, wo auch ein bisschen der Weg das Ziel ist. Oder, wie ich gerne sage: Das sind Beziehungsprojekte. (Was ich mit „Beziehungsprojekten“ meine und was der Unterschied ist zu „Leistungsprojekten“, das erzähle ich dir übrigens in Episode 3 der 3. Staffel. Übrigens eine der beliebtesten Folgen dieses Podcasts überhaupt.)  
Okay, das hat also Forscher Günter über Forschungsobjekt Günter herausgefunden: Was Günter antreibt, was Projekte für ihn wichtig macht, ist eines der folgenden Kriterien: Projekte müssen gefährlich, zugesagt, freudvoll oder sinnvoll sein. Dann sind sie für Günter wichtig. 
Und damit kann ich arbeiten! Dadurch, dass ich das jetzt weiß, kann ich diese Erkenntnisse auch für mich verwenden. Zum Beispiel: Wenn ich will, dass ich ein Personal Project wirklich umgesetzt wird, dann ist es am besten, ich verspreche das einer Person, die mir sehr wichtig ist. Das wird aller Voraussicht nach funktionieren. Gut zu wissen, oder? 
Zusammenfassung
Also, wenn ihr euch eine Sache aus dieser Folge mitnehmen sollt, dann wäre es das: Nimm auch du dir mal die Zeit und frag dich bewusst: Wie wähle ich meine Personal Projects aus? Wie schafft es ein Personal Project bei mir auf den Schirm? Was ist es eigentlich, das mich antreibt und mich Personal Projects auch zu Ende bringen lässt? Geh davon aus, dass DU selbst der weltbeste Experte für dich und deine Personal Projects bist und sieh dich selbst mal wie ein Studienobjekt, das es zu erforschen gilt. Gut möglich, dass du da auf spannende Sachen drauf kommst. 
S07E02: Wie wählen wir unsere Personal Projects aus? (#68)
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